So fing alles an

Die Entstehung / Geschichte

der ersten Baptistengemeinde in Wuppertal, die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Wuppertal-Barmen, fällt in eine Blütezeit des geistlichen Lebens dieser Stadt. W. Schäfer, ein Geschichtsschreiber des Bergischen Landes, hat einmal gesagt: „In Wuppertal ist jeder religiös und fanatisch, vom Atheisten bis zum Baptisten.“

In das „fromme“ Wuppertal zog es auch Johann Gerhard Oncken (1800 – 1884), den Gründer des deutschen Baptismus, der die erste Baptistengemeinde 1834 in Hamburg gebildet hatte. In Wuppertal stieß er sozusagen auf die Frucht der damals namhaften Erweckungsprediger wie z.B. G.D. Krummacher oder Kollenbusch u.a., die zum Teil als Pfarrer ihrer Kirchen zur Bekehrung und entschiedener Christusnachfolge aufgerufen hatten. So entstanden noch innerhalb der Kirchengemeinden Gläubigenkreise, in denen auch die Tauffrage, d.h. die Taufe der Gläubigen, wach wurde.

Geschichte Julius Köbner

Gründung der Gemeinde

Auf diese Taufgesinnten traf Oncken erstmals 1847. Auch er war ein Erweckungsprediger und taufte die Gläubiggewordenen. Wiederholt wurde Oncken von einem solchen Kreis Getaufter gebeten, mit ihnen eine Gemeinde zu gründen, damit sie eine geistliche Heimat hätten und eine gemeinsame Arbeit beginnen könnten. Obwohl man in Glaubens- und Lehrfragen noch keine Einigung erzielt hatte, willigte Oncken schließlich ein. Er holte seinen treuesten Mitarbeiter aus Hamburg, Julius Köbner (1808 – 1884), und der schloss am 17. November 1852 sechs der von Oncken Getauften zu einer Gemeinde zusammen.

 

Im Gründungsprotokoll heißt es:

„1. Die Brüder Frick, Irrgang, Klein, Neuhaus, Prein und Stremmel verbinden sich als Mitglieder einer Gemeinde getaufter Christen und bilden fortan eine solche.
2. Das allgemeine Glaubensbekenntnis getaufter Christen in Deutschland (von 1847) nimmt die neu entstandene Gemeinde in Elberfeld und Barmen als das ihre an.“ Damit bestand in Deutschland die 23. Baptistengemeinde und die Erste im Gebiet des heutigen NRW.

Gemeindepraxis

Julius Köbner wollte gewahrt wissen, dass sich die Gläubigen in der Gemeinde des Ernstes und der Konsequenzen ihrer Umkehr zu Gott bewusst waren. Für einen Bewerber um die Vollmitgliedschaft bedeutete das: Er musste sich zur biblischen Bekenntnisgrundlage dieser Gemeinde bekennen können und zur Heiligung seines Lebens im Handeln und Denken bereit sein. Um Zweifel an dieser Bereitschaft schon möglichst früh auszuschließen, kam es zu einem regelrechten Aufnahmeverfahren, bei dem die Gemeinde durch Abstimmung über die Neuaufnahmen entschieden hat.

Man mag es als Prüfung des Glaubens missverstehen und ablehnen, aber die Gemeinde war davon überzeugt, dass es durch den Heiligen Geist möglich ist, sich über das innere Geschehen der Wiedergeburt eines Menschen zu vergewissern. Also, keine Glaubensprüfung, sondern ein erstes Zeugnis des Bewerbers über sein erleben mit Gott. Die Auskunft von Gemeindemitgliedern, denen der Bewerber persönlich bekannt war, war dabei sehr wichtig. Nach erfolgter Abstimmung wurde der Bewerber entweder am selben Tag oder zu einer anderen Zeit getauft und somit Mitglied der Gemeinde.

Köbners Kirche Anfang der 50er Jahre

Ein eigenes Kirchengebäude

Bis Anfang der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts versammelte man sich in den Wohnungen der Gemeindemitglieder. Dann konnte man ein Grundstück erwerben und errichtete einen Holzbau als Versammlungsraum. Mit dem Wachsen der Gemeinde beschloss man den Bau einer festen Kirche (Kapelle). Durch Fürsprache König Friedrich Wilhelm IV. bekam man eine Baugenehmigung und konnte im Mai 1855 die Grundsteinlegung vornehmen. Mit 103 Mitgliedern wurde vom 27. – 29. September 1856 die Einweihung der Kapelle gefeiert. Köbner schreibt darüber: „Eine geschichtliche und häusliche Feier von hoher Bedeutung für das lebendige Haus Gottes ist das Fest, und das Losungswort der Festfreude steht über dem Eingang geschrieben: ‚Eben Ezer‘. Bis hierher hat der Herr geholfen‘, und er wird helfen, dass dieser Ort seine rechte Weihe durch Buß- und Freudentränen erhalte.“

Zerstörung und Wiederaufbau

In der Nacht zum 30. Mai 1943 wurde die Kirche durch einen Fliegerangriff vollständig zerstört. Vorübergehend wurde der Betsaal der Rheinischen Missionsgesellschaft (heute VEM – Vereinigte Evangelische Mission) der Gemeinde für ihre Versammlungen zur Verfügung gestellt.

Vom 15. – 18. November 1953 konnte zusammen mit dem 100jährigen Bestehen der Gemeinde auch die Einweihung der wiederaufgebauten Kirche gefeiert werden.

Vom 17. – 19. November 2002 feierte die Gemeinde mit vielen Gästen ihr 150jähriges Bestehen. Im Lauf der Jahrzehnte sind von Barmen aus viele Gemeindegründungen erfolgt, so z.B. in Duisburg, Mülheim, Elberfeld u.v.m.